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Die n�chste Runde ist eingel�utet

Publishing 3.0 steht für Lösungen, welche das klassische Desktop Publishing im Laufe der letzten Jahre weiter entwickelt haben. Nun zeichnet sich ein neuer Trend ab – weg von monolithischen Systemen, hin zu modularen, vernetzten Services.

Martin Spaar Nach dem Desktop Publishing der Achtziger- und Neunzigerjahre brachten die Nullerjahre eine neue Revolution, für die wir beim Publisher den Begriff Publishing 3.0 geprägt haben. Während DTP eine Einbahnstrasse mit festgelegter Richtung Print war, sind heute dynamische Prozesse gefragt, die verschiedene Kanäle aus unterschiedlichen Quellen bedienen. Dies verlangt nach Automatisierung und entsprechend komplexen Publishing-Systemen.

In den letzten 10 Jahren haben sich unter den vielfältigsten Begriffen solche Lösungen entwickelt: vom Media Asset Management (MAM) über Web-to-Print und Redaktionssysteme bis hin zu universellen Medienproduktionssystemen, die aus ERP-Systemen, PIMs und MAMs alle Kanäle von Print bis zu Social Media bedienen sollen (siehe Kasten).

Wie geht nun die Reise weiter, welche Anforderungen stellen sich an die Publishing-Systeme der nächsten Dekade?

Ein neues Verständnis des Internets als Cloud im Sinne eines omnipräsenten Reservoirs an Daten, Apps und Services prägt die ganz IT und damit auch das Publishing. Georg Obermayr legt dazu im Artikel auf den nächsten Seiten vier Thesen vor, die über weite Strecken mit unseren Grundprinzipien von Publishing 3.0 übereinstimmen. Diese lauten:

Prozessorientiert: Die alten Workflows funktionierten noch nach dem Prinzip Eingabe – Verarbeitung – Ausgabe als Einbahnstrasse; moderne Prozesse sind dynamisch und interaktiv ineinander verzahnt.

Standardisierte Schnittstellen: Die dynamischen Interaktionen zwischen den Prozessen setzen standardisierte Schnittstellen voraus. Dies einerseits auf der Ebene des Datenaustauschs (XML) und immer mehr auch bei der Interaktion der einzelnen Services (APIs).

Strukturierte Daten als Basis für die Automatisierung: Diese können in Datenbanken oder, immer häufiger, auch als Services in der Cloud liegen.

Cloud-getrieben: Das Internet als omnipräsentes Reservoir an Daten, Apps und Services ist die Basis für Lösungen, welche alle Publishing-Akteure und -Ressourcen verbinden.

Kundenzentriert: Der Kunde ist Herr über die Assets (Daten/Inhalte) und steht im Zentrum der Publishing-Prozesse.

Modular und flexibel statt gross und komplex

Während diese Herausforderungen in den letzten Jahren zur Entwicklung immer umfassenderer und leistungsfähigerer Publishing-Systeme geführt haben, ist jetzt ein neuer Trend zu beobachten. Die grossen monolithischen Lösungen mit ihrer Komplexität machen es nämlich immer schwieriger, auf die immer rascher wechselnden Anforderungen zu reagieren. Der Anwender fühlt sich im System gefangen und ist von einem einzigen Anbieter abhängig. Das macht modulare Lösungen attraktiver, bei denen einzelne Services verschiedener Anbieter per APIs verbunden mehr Flexibilität und Freiheit bieten. Die nächste Runde in Sachen Publishing 3.0 ist also eingeläutet!

Überblick aktuelle Publishing-3.0-Lösungen

Anwendungen und Lösungen im Bereich Publishing 3.0 sind in ­grosser Zahl mit unterschiedlichsten Bezeichnungen auf dem Markt. Hier ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Datenbank-Publishing: Verbreitet vor allem im Bereich von Katalogen sowie Preis- und Stücklisten.
  • Web-Content-Management-Systeme (CMS) und Enterprise-Content-Mana­gement-Systeme (ECMS): datenbankgestütztes Publizieren (meist im Internet) mit Back-End zur Pflege der Inhalte.
  • Crossmedia Publishing, Single-Source Publishing und Multichannel Publishing, zum Teil auch einfach als Publishing-Systeme bezeichnet: Haben oft weitere, in diesem Kasten separat aufgeführte Funktionen wie Web-to-Print integriert.
  • Management-Informationssysteme (MIS): mit JDF-Unterstützung für interne Workflow-Automatisierung und meist auch mit webbasierter Kundenanbindung.
  • Web-to-Print: als Sammelbegriff für unterschiedlichste Lösungen zur Online-Erzeugung von Drucksachen.
  • Drucksachen-eProcurement: webgestützte Druck­sachenbeschaffung.
  • Online Services wie Online Preflight oder Remote Proof.
  • PIM-Systeme (Product Information Management): zum zentralen Ein­speisen von produktbezogenen Inhalten.
  • Media Asset Management (MAM): zum Verwalten und Verteilen der Assets (Bilder, Grafiken, Videos …)
  • Team-Publishing und Corporate Publishing mit Redaktionssystemen.
  • Drucksachen-Webshops: siehe Marktübersicht ­Publisher 4-15.
  • Print-on-Demand: mit Digitaldruck oder modernen Offsetsystenmen.
  • Variabler Digitaldruck und Transpromo: zum ­Erstellen individualisierter Drucksachen auf Basis von Daten aus CRM-Systemen (Customer Relation Management).
  • Print-to-Web: Drucksachen als Brücken ins Web via Schnittstellen wie QR-Codes, Wasserzeichen oder ­Bilderkennung.
  • Tablet-Publishing: Tablets als Publishing-Werkzeug oder als Medium, das aus Publishing-Systemen bedient wird.